Völlerei, ein Leben im Überfluß, gepaart mit wachsender Bequemlichkeit – wer dabei nur an das alte Rom denkt, übersieht die Zeichen der Zeit: Auch wir haben die Dekadenz in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten perfektioniert. Das wird selten so deutlich wie in der angeblich so besinnlichen Weihnachtszeit. Egal, ob Essen, Trinken, Geschenke oder Weihnachtsbaum – die Maßlosigkeit kennt bei vielen keine Grenzen.
Für unsere Vorfahren dagegen war der Dezember ein Monat der Stille und des Rückzugs, der in der Wintersonnenwende (21.12.) einen sakralen Höhepunkt hatte. Kurz danach, am 24.12., schlossen sich die Rauhnächte an, die als Zeit der inneren Einkehr, des Kontakts zu den Ahnen und einer Ausrichtung auf das neue Jahr genutzt wurden.
Gott sei Dank wächst die Zahl derer, die sich auf alte Traditionen besinnen und ihren Mitmenschen vor Augen führen, daß ein von Konsum und Genußsucht geprägtes Leben der Schöpfung nicht gerecht wird. Wohin der Weg der Völlerei und Maßlosigkeit führt, läßt sich nicht nur am alten Rom, sondern auch am antiken Griechenland beobachten: Dort galt die Stadt Sybaris als Inbegriff des „luxuriösen Lotterlebens“ und ihre Bewohner als „verwöhnte Weichlinge“. Entsprechend unrühmlich war denn auch das Ende der am Golf von Tarent gelegenen Stadt: Sybaris wurde nach einem Aufstand im Jahr 510 v. Chr. und einem darauffolgenden Konflikt mit dem Nachbarort Kroton vollständig zerstört (1). Sollte die derzeitige Entwicklung anhalten, droht Westeuropa ein ähnliches Schicksal.
Möge das kommende Weihnachtsfest uns daran erinnern, daß wahre Freude nicht im Übermaß liegt, sondern in der Stille und Besinnung.
Besinnliche Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr
Ihr Dr. Georgios Pandalis
Quelle:
(1) Athenaios Deipnosophistai 518c-522d. Zur Bewertung der Abschnitte über Sybaris und Sybariten bei Athenaios siehe insbesondere: Gorman/Gorman: The Tryphe of the Sybarites. JHS 127 (2007). S. 38–60