Offener Brief an Wolfgang Becker-Brüser

Wolfgang Becker-Brüser ist Chefredakteur des Arzneitelegramms und tritt gelegentlich als Experte im Fernsehen auf. Er beschäftigt sich anscheinend gerne mit Cystus® und schreibt darüber. So erlauben wir uns einen offenen Brief:

Sehr geehrter Herr Becker-Brüser,

es hätte uns doch sehr gewundert, wenn Sie sich in Zeiten des Coronavirus nicht zu unseren Cystus®-Produkten geäußert hätten. Als Wiedergänger sind Sie schließlich nicht nur uns bekannt. So berechenbar Ihre Aktivitäten, so durchschaubar ist auch Ihre Technik zur Effektsteigerung.

Die Feststellung, daß es keine „klinische[n] Nutzenbelege“ für Cystus® gegen SARS-CoV-2 gibt, ist mitnichten eine journalistische Enthüllung Ihres Arzneitelegramms. Nein, das war schon Kernbestandteil unserer eigenen Veröffentlichung, die Sie aufs Korn nehmen. Bravo! Sie weisen uns nach, was wir selbst transparent kommunizieren.

Noch schöner wäre gewesen, wenn Sie gleich den kompletten Text bei uns abgeschrieben hätten. So müßten Sie sich jetzt nicht den Vorwurf gefallen lassen, daß Sie Ihre Privatfehde mit mir durch gezielte Auslassung wieder aufleben lassen. Oder woher kommt Ihre Motivation (wir wollen da keine Minderwertigkeitskomplexe unterstellen)?

Was Sie in Ihrem „fahrlässige[n] Journal“ (1) schreiben, ist wohl den meisten Fachleuten ganz egal, und auch wir hätten Sie eigentlich nicht mal ignoriert. Wir haben ja Verständnis für Sie: Das Coronavirus und Scheinskandale bringen Klicks und Auflage.

Wenn Sie nun aber in der Korrespondenz mit Lesern behaupten, es gebe für Cystus® keine „Studien, die […] einen Nutzen für den Menschen […] belegen“, uns „falsche Versprechungen“ unterstellen und uns so in einen Rechtfertigungszwang manövrieren, müssen wir doch einschreiten.

Also: Prospektiv, randomisiert und placebokontrolliert wurde Cystus® für die Behandlung von Atemwegserkrankungen klinisch getestet, und zwar mit sehr guten Ergebnissen. (2) Veröffentlicht wurde die Studie auch – die müßten Sie doch kennen als bestens vernetzter Experte für Cystus®.

Vielleicht können Sie es auch als nicht-forschender Arzt, Apotheker und Publizist nicht nachvollziehen, aber wir ahnten schon im Januar, daß SARS-CoV-2 auch hierzulande ein großes Problem werden könnte. Und so boten wir Cystus® dem RKI zur Probe an. Was Sie verächtlich machen, war ein redlicher Versuch, schnell zu helfen. Nun hat es länger gedauert als notwendig, aber Cystus® wird auch in Zukunft weiter getestet werden. Darüber reden wir, ob es Ihnen gefällt oder nicht.  

Sie mögen keine Phytopharmaka, Ihre Meinung ist Ihre Sache (obwohl Sie es aus Studienzeiten besser wissen müßten: „Die pflanzlichen Wirkstoffe sind die historischen Wurzel der Pharmakotherapie“ (3)). Aber bitte, denken Sie an Brechts Galilei: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“

Mit freundlichen Grüßen

 Dr. G. Pandalis

 

Literatur

(1) Fritze, J., Aldenhoff, J. B., Bergmann, F., Maier, W., & Möller, H. J. (2005). Antidepressiva: Lebensgefährliche Plazebos?-Arznei-Telegramm: fahrlässiges Journal. psychoneuro, 31(10), 480-484.

(2) Kalus, U., Grigorov, A., Kadecki, O., Jansen, J. P., Kiesewetter, H., & Radtke, H. (2009). Cistus incanus (CYSTUS052) for treating patients with infection of the upper respiratory tract: a prospective, randomised, placebo-controlled clinical study. Antiviral research, 84(3), 267-271.

(3) Gessner, O. (19743). Gift-und Arzneipflanzen von Mitteleuropa.