Daß uns der Staat für unmündige Kinder hält, läßt sich nicht mehr übersehen. Anstatt darauf zu vertrauen, daß wir selbst am besten wissen, was uns bei sommerlichen Temperaturen gut tut, wird unser Steuergeld in den „Hitzeschutzplan für Gesundheit“ investiert (1).
Dabei sind wir hohen Temperaturen nicht schutzlos ausgeliefert. Thermosensoren im Gehirn und auf der Haut senden bei starker Hitze Signale aus, um die Kerntemperatur des Körpers zu stabilisieren. Erstes sichtbares Zeichen: Wir schwitzen. Über die Schweißdrüsen wird die Wärme nach außen transportiert und mit der Verdunstung stellt sich ein kühlender Effekt ein. Gleichzeitig bietet der Schweiß über die in ihm enthaltene Urocaninsäure auch einen Schutz vor UV-Strahlung. Außerdem kurbelt der Körper durch die Erweiterung der Blutgefäße die Durchblutung der Haut an, um weitere Wärme abzugeben.
Dazu kommt: Ein gesunder Mensch kann sich in wenigen Wochen an eine höhere Wärmebelastung anpassen. Die Schweißbildungsrate nimmt zu, die Schwellentemperatur für das Schwitzen sinkt und es werden weniger Elektrolyte abgegeben, um den Mineralstoffverlust zu reduzieren (2,3). Für unser Herz bedeutet das Halten der Kerntemperatur zwar Mehrarbeit. Doch auch das ist für gesunde Menschen kein Problem. Dagegen können bestimmte Medikamente (u.a. Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Diuretika) sowie Kosmetika und Antitranspirantien die natürliche Thermoregulation empfindlich stören (4).
Klimatisierte Räume sind Geldverschwendung und obendrein ungesund
Außerdem weiß derjenige, der auf seinen Körper achtet, was bei Hitze zu tun ist: Keine ausgedehnten Sonnenbäder oder größere Anstrengungen in der prallen Sonne, Trinken, wenn man Durst hat und die Mittagszeit wie die Südländer zur Pause nutzen. Das gilt besonders für chronisch Kranke, Ältere, Babys und Kleinkinder, denn ihr Körper wird durch die Hitze mehr belastet.
Der wohldosierte Aufenthalt in der Sonne ist auch keine Bedrohung, sondern höchst sinnvoll, um die Vitamin D3-Depots für den Winter aufzufüllen. Sonnenschutzmittel beeinträchtigen die Aufnahme des Vitamins und sind aus diesem Grund kontraproduktiv. Die im Hitzeschutzplan empfohlene Flucht in öffentliche, per Klimaanlage gekühlte Räume ist hingegen keine gute Idee. Abgesehen von der Energieverschwendung entziehen Klimaanlagen der Luft Wasser, trocknen die Schleimhäute aus und schwächen dadurch unser Abwehrsystem. Auch über das digitale Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes, das vor bevorstehenden Hitzewellen warnen soll, läßt sich streiten (5). Panikmache oder sinnvolles Angebot? Die Antwort ist aus unserer Sicht eindeutig.
Im Übrigen wird es immer ein zu Warm oder zu Kalt geben. Derzeit ist es die Hitzewelle, vor 50 Jahren wurde von Rudi Carell mit „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ die fehlende Wärme besungen. Doch mittlerweile ist das Wetter nicht mehr naturgegeben, sondern ein Politikum.
(1) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/hitze.html
(2) Schmidt, Thews, Lang: Die Physiologie des Menschen, 28. Auflage S.657-670
(3) Thews, Mutschler, Vaupel: Anatomie und Physiologie des Menschen , 5. Auflage S. 467-470